
Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg i. Br.
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Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg i. Br.
Unsere Geschichte
Eine Gesellschaft mit Tradition
Im August 1821 als „Freiburger Gesellschaft zur Beförderung der Naturwissenschaften“ gegründet, blickt die Naturforschende Gesellschaft zu Freiburg im Breisgau (NFG) nunmehr auf eine über 200jährige Geschichte zurück. Sie ist damit eine der ganz alten Gesellschaften dieser Art. Ab dem 18. Jahrhundert hatten die Aufklärung, die Entwicklung unabhängigen naturwissenschaftlichen Denkens, verbunden mit einem enormen Wissenszuwachs, zur Gründung einschlägiger Akademien und Gesellschaften geführt. Bereits 1677 waren die „Leopoldina“, die Mutter aller naturkundlichen Vereinigungen, in Halle an der Saale, 1746 die Naturforschende Gesellschaft in Zürich, 1805 der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar in Donaueschingen gegründet worden.
Die 16 Gründungsmitglieder in Freiburg waren Honoratioren aus akademischen Kreisen: Universitätsprofessoren, Ärzte, Apotheker, Staatsbeamte. Der Großherzog von Baden übernahm die Schirmherrschaft, das „Protektorat“, wie es damals hieß. Jedes „hiesige Mitglied [war] verpflichtet, jährlich wenigstens einmal einen Vortrag zu halten“. Man tauschte sich regelmäßig und intensiv innerhalb eines kleinen, elitären Kreises aus, verbunden mit einem hohen wissenschaftlichen Anspruch. Der hohe Mitgliedsbeitrag spiegelte dieses akademische Selbstverständnis wider. Erst mit dem Beginn der Publikationsreihe der „Berichte über die Verhandlungen der naturforschenden Gesellschaft“ ab 1853 und schließlich der „Berichte der Naturforschenden Gesellschaft“ ab 1886 setzte eine größere Außenwirkung ein.
Die Bindung an die Universität war sehr eng, insbesondere über das Publikationsorgan. Die Universitätsbibliothek bediente einen großen Teil ihres Tauschverkehrs mit den Berichten der NFG. Die Zahl der Tauschpartner auf der ganzen Welt stieg von 190 im Jahr 1890 auf knapp 300 im Jahr 1932 an (mit vielen Partnern in den USA, in Japan, der Schweiz und der UdSSR), um in der NS-Zeit im Jahr 1937 auf 97 abzusacken und nach dem Krieg wieder auf 509 im Jahr 1959 anzusteigen. 1978 gingen von 830 Partnern, die die NFG-Berichte erhielten, 1257 Tauschgaben an die Uni-Bibliothek. Erst im Jahr 2012 wurde der Tauschverkehr von Seiten der UB eingestellt.
Inhaltliche Schwerpunkte bei den Vorträgen und in den Berichten lagen im 19. bis weit ins 20. Jahrhundert hinein auf den Gebieten Physik, Chemie, Zoologie, Botanik, Medizin (und Pathologie), Geologie und Mineralogie. Ab 1904 gab es für die Mediziner, die einen großen Teil der Mitgliedschaft stellten, eigene Fachsitzungen. 1910 wurde in Freiburg ein medizinischer Verein gegründet, dem sich dann sukzessive die Mediziner unter den NFG-Mitgliedern zuwandten. Die Gesellschaft hatte sich im Laufe der Jahrzehnte geöffnet, was sich deutlich in der Mitgliederzahl niederschlug. 1923 waren es 330 Mitglieder, darunter auch erstmals Frauen.
Zu Beginn der NS-Zeit war der Universitätsrektor Prof. Wilhelm v. Möllendorff bis zu seinem erzwungenen Rücktritt (Nachfolger im Rektorat: Martin Heidegger!) Vorsitzender der NFG. Er emigrierte 1935 in die Schweiz. Ihm folgten der Pathologe Prof. Dr. Ludwig Aschoff, ein Deutschnationaler, der Zoologe Prof. Dr. Otto Mangold, ein überzeugter Nationalsozialist und für zwei Jahre Rektor, sowie der Dermatologe Prof. Dr. Alfred Stühmer, Mitglied mehrerer NS-Organisationen. Wir haben jedoch keinen Beleg, dass die NFG dem Führerprinzip unterworfen wurde. Auch hat sich die NFG – soweit das rekonstruierbar ist – nie von einem ihrer Mitglieder distanziert. In den Berichten erschien lediglich ein Beitrag mit antisemitischem Inhalt. Es gab offensichtlich keinerlei Ausschlüsse, auch nicht derjenigen, die Opfer des Regimes waren oder wurden. Unter diesen Opfern waren beispielsweise die Kinderärztin Dr. Gerda Boehm (1940 Deportation nach Gurs, 1944 in Auschwitz ermordet), der Physiker Prof. Dr. Emil Cohn (1939 in die Schweiz emigriert), der Philosoph und Psychologe Prof. Dr. Jonas Cohn (von Heidegger zwangsweise in den Ruhestand versetzt, 1939 nach Großbritannien emigriert), der Botaniker Prof. Dr. Friedrich Oehlkers (in Freiburg unter Druck durchgehalten, große Verdienste beim Neuaufbau der Universität nach dem Krieg, gemeinsam mit dem NFG-Mitglied Prof. Dr. Sigurd Janssen) und der Forstbotaniker Prof. Dr. Felix Rawitscher (1934 nach Brasilien emigriert) sowie der Geologe und Paläontologe Prof. Dr. Max Pfannenstiel (1933 entlassen, Emigration in die Schweiz, dann in die Türkei, 1941 Rückkehr und Arbeit als Wehrgeologe).
In der Nachkriegszeit stellten 1947/48 Prof. Dr. Max Pfannenstielund fünf weitere unbescholtene Personen, darunter auch der Geologe Prof. Kirchheimer, den Antrag auf Wiederzulassung, was im November 1948 auch zustande kam. Die Gesellschaft hatte 40 Mitglieder, die Berichte erschienen wieder ab 1949. Die folgenden Jahrzehnte bis in die Mitte der 1970er Jahre prägte Prof. Dr. Max Pfannenstiel, meist als zweiter Vorsitzender und „Kassierer“, die NFG ganz maßgeblich und trug zu ihrem ausgezeichneten Ruf – auch auf internationaler Ebene – bei. Das Tauschgeschäft zugunsten der Universitätsbibliothek mit maßgeblicher Unterstützung des Geographen Dr. Ekkehard Liehl blühte.
Unter Pfannenstiel hatte die Gesellschaft einen starken geowissenschaftlichen Schwerpunkt bei den Vorträgen und in den Berichten. Danach gab es mit den folgenden Vorsitzenden aus anderen Fachgebieten eine stärkere Ausdifferenzierung, etwa mit Themen aus Biologie/Botanik, Meteorologie/Klimatologie, Bodenkunde, Hydrologie, Wassernutzung, Landschaftsgeschichte, Kulturlandschaftsforschung, Naturschutz, Bergbau, Umweltschutz (z. B. Waldsterben). Diese Breite wird bis auf den heutigen Tag beibehalten.
Eine Exkursion als Bestandteil des Angebots der NFG gab es offensichtlich erstmals 1983 in den Botanischen Garten Freiburg. Erst ab 1992 gehören die Exkursionen regelmäßig zum Programm. Ziele in den letzten Jahren waren der Südschwarzwald, der Dinkelberg, der Randen, die Schwäbische Alb, die Oberrheinebene, der Kaiserstuhl, das Elsass und die Vogesen sowie 2023 über eine Woche hinweg der slowenische Karst. Die Exkursionen sind besonders attraktiv, weil immer Fachleute und Praxiserfahrene aus verschiedenen Disziplinen dabei sind, so dass ein interessanter Austausch stattfinden kann.
Die Vortragsreihen im Wintersemester finden an der Universität statt und sind für jedermann offen. Für die Exkursionen werden die Mitglieder und weitere Interessierte eingeladen. Die Exkursionen sind wie die Vorträge kostenfrei. Auch die jährlich erscheinenden Berichtsbände erhalten die Mitglieder kostenlos. Sie können auch bei der Geschäftsstelle käuflich erworben werden. Alle Bände sind darüber hinaus im Internet downloadbar unter dem Portal „zobodat“.
Wir sind stolz auf unsere Geschichte, sehen die Tradition von der Aufgabenstellung her als Verpflichtung, sind jedoch nicht der Tradition verhaftet und bemühen uns daher, thematisch immer auf der Höhe der Zeit zu sein und ein breites Spektrum an Inhalten und Veranstaltungen anzubieten.
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